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Das Deutschlandradio-Funkhaus in Berlin. Der öffentlich-rechtliche Sender wird ab Januar 2025 die Einspeisung seiner Programme in die Kabelnetze einstellen. (Foto: Deutschlandradio/Bettina Straub)

Audioverbreitung

Exklusiv: Deutschlandradio stellt Kabelverbreitung ein

Das Deutschlandradio will die Verbreitung seiner Programme in Kabelnetzen zum Jahresende 2024 beenden. Das geht aus dem 24. Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hervor. "Die Verbreitung der Programme von Deutschlandradio über Kabelnetze (DVB-C) wird eingestellt. Somit werden für die kommende Beitragsperiode 2025 bis 2028 keine Kosten mehr für die Kabelverbreitung angemeldet", heißt es in dem Bericht (siehe dort Seite 65).

"Weiterer Rückgang der Kabelnutzung erwartet"

Ein Deutschlandradio-Sprecher bestätigte gegenüber Cable!vision Europe den Rückzug aus den Kabelnetzen. "Nach unserer Einschätzung macht der Kabelempfang für Radioprogramme nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtnutzung aus. Mit dem Wegfall des sogenannten Nebenkosten-Privilegs wird ein weiterer Rückgang der Kabelnutzung erwartet. Aus diesem Grund ist die Kabelverbreitung für ein auf Audio spezialisiertes Medienhaus nicht mehr wirtschaftlich", sagte der Sprecher.
 
"Mit IP-Streaming und DAB+ bietet Deutschlandradio seinem Publikum gute Alternativen zum Kabelempfang. Die bisher zur Bereitstellung des Kabelempfangs aufgewandten Mittel sollen zudem zur Stärkung unserer nicht-linearen Angebote wie zum Beispiel der Dlf-Audiothek-App eingesetzt werden", erklärte der Sprecher.

Hörerverluste werden in Kauf genommen

Mit der Beendigung der Kabeleinspeisung spart der Sender zwar Kosten - im 22. KEF-Bericht sind diese mit insgesamt 1,6 Millionen Euro im Zeitraum von 2021 bis 2024 angegeben -, riskiert aber Hörerverluste, weil die Deutschlandradio-Programme ab Januar 2025 die einzigen öffentlich-rechtlichen Radioprogramme wären, die nicht mehr in den Kabelnetzen verbreitet werden. 
 
Vor einigen Jahren hatte die Kabelverbreitung für das Deutschlandradio noch einen anderen Stellenwert. Der Sender stritt sich mit Unitymedia um die Einspeiseentgelte – was dazu führte, dass der Kabelnetzbetreiber die Programme im Januar 2019 aus seinem Angebot warf. Im Dezember 2019 legten Unitymedia, das inzwischen von Vodafone übernommen worden war, und Deutschlandradio ihren Rechtsstreit bei. Die Programme wurden ab Anfang 2020 wieder ins Kabelnetz eingespeist (siehe Deutschlandradio ab 2020 wieder im Unitymedia-Kabel, 4.12.2019) 
 
Autor: Dr. Jörn Krieger